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AutorenbildAmelie-Marie Hojas

Krankheitsbewältigung in der Partnerschaft – Hilfe, meine Partnerin/mein Partner ist krank!

Aktualisiert: 12. Sept. 2022

Mit Hilfe der Mind Body Medizin das Wohlbefinden der nicht erkrankten Person fördern


 

In diesem Blogpost möchte ich einen Einblick in das Thema meiner Abschlussarbeit für den CAS in „Krankheitsbewältigung und Ressourcenstärkung über die Lebensspanne“ an der Universität Zürich geben. Ich beschäftige mich nicht nur mit der wissenschaftlichen Theorie, sondern habe dazu auch ein Praxiskonzept ausgearbeitet. Falls du dich davon angesprochen fühlst und dich wiedererkennst, melde dich gerne für weitere Unterstützung bei mir.


Krankheit in der Partnerschaft

Krankheit stellt in der Partnerschaft eine gemeinsame Herausforderung dar. Es erstaunt daher nicht, dass diese auch Einfluss auf die Partnerinnen und Partner von erkrankten Personen hat. Auch deren Leben wird durch Niedergeschlagenheit, Sorgen, Ängsten bis zu Schlafstörungen, Bluthochdruck oder Gewichtsveränderungen auf den Kopf gestellt. Neu dazukommende Herausforderungen machen einen energielos und erhöhen die eigene Krankheitsanfälligkeit. Durch die langfristigere Mehrfachbelastung kommt es zu einem geschwächten Immunsystem mit einer höheren Anfälligkeit für Krankheiten (Bodenmann, 2022, S. 132).


„We disease“

Die Definition von „we disease“ bedeutet übersetzt, dass man eine Krankheit als Team gemeinsam bewältigt (Bodenmann, 2022, S. 147). Man nimmt die Krankheit als gemeinsame Herausforderung an und arbeitet gemeinsam an Lösungen. Beide Personen der Partnerschaft tragen abhängig von ihren Kräften und Ressourcen zur gemeinsamen Bewältigung bei (Bodenmann, 2022, S. 149). Es geht nicht um eine Einteilung in „gesunde“ Person und „kranke“ Person, sondern man begegnet sich auf Augenhöhe und alle Bedürfnisse werden wahrgenommen. Es tut der erkrankten Person gut, wenn sie die Partnerin oder den Partner auch unterstützen kann und am Leben weiterhin teilnimmt (Bodenmann, 2022, S. 150).


Unterstützung durch die Partnerin/ den Partner

Eine Partnerschaft ist eine wichtige Ressource im Leben. So erstaunt es nicht, dass eine glückliche Paarbeziehung mit einer längeren Lebenserwartung, einem besseren körperlichen und psychischen Befinden und einer höheren Lebenszufriedenheit einhergeht. Persönliches Wohlbefinden hängt stark davon ab, ob man sich zugehörig, angenommen und geliebt fühlt. Die Paarbeziehung ist daher ein wichtiger Faktor für die eigene Lebenszufriedenheit (Bodenmann, 2022, S. 132). Die Unterstützung keiner anderen Person im Umfeld erweist sich als dermassen hilfreich wie die der Partnerin oder des Partners (Bodenmann, 2022, S. 133).


Die richtige Unterstützung als Team umfasst somit zwei Aspekte: die Problemlösung und die Emotionsregulation. Bei der Problemlösung hilft die Partnerin oder der Partner dabei Lösungen zu finden, Informationen einzuholen und Ratschläge zu geben. Bei der Emotionsregulation hilft man der erkrankten Person bei der Bewältigung von negativen Gefühlen durch Zuspruch, Verständnis und Empathie (Bodenmann, 2022, S. 138). Ohne einer erfolgreichen Bewältigung von negativen Gefühlen, gelingt auch keine passende Problemlösung (Bodenmann, 2022, S. 143).

Die Angehörigen von erkrankten Personen müssen lernen, aktiv zu unterstützen ohne dabei sich selbst zu verlieren. Denn nur wenn es einem selbst gut geht, kann man auch tatsächlich hilfreich jemanden durch eine Krise begleiten (Günther & Sterr, 2021, S.114). Wenn sich die Gedanken und das ganze Leben der „gesunden“ Person nur noch um die Krankheit drehen, kann man von einer sogenannten Co-Abhängigkeit sprechen. Dies ist ein Begriff aus der Suchtmedizin und beschreibt, dass diese Dynamik dann entsteht, wenn die Partnerin oder der Partner nur noch die Krankheit im Kopf hat. Dies ist aber nicht fördernd, sondern kann die Krankheit, beispielsweise eine Suchtkrankheit, verstärken oder den Heilungsprozess vermindern (Günther & Sterr, 2021, S.118).

In der unterstützenden Rolle muss man daher lernen, was man leisten kann und möchte, und für alles andere nach Alternativen und/oder Hilfsangeboten suchen. Das eigene Wohlbefinden darf nicht vernachlässigt werden. Zeit für sich einzuplanen ist nicht egoistisch, sondern stellt eine Anerkennung der eigenen Möglichkeiten und Grenzen dar (Günther & Sterr, 2021, S.122). Es kommt auf die Balance an, man kann anderen nur helfen, wenn man sich auch gut um die eigene Person kümmert.


Krankheitsbewältigung, Psychologin Hojas,  mein Partner ist krank. Die Krankheit zusammen überstehen

Wohlbefinden der nicht erkrankten Person fördern

Bodenmann (2022, S. 156) informiert darüber, dass bei „we disease“ es auch wichtig ist, dass die Partnerin oder der Partner die eigenen Ressourcen pflegt und das eigene Wohlbefinden nicht ausser Acht lässt. Es braucht Selbstpflege und Zeit für sich, in denen man nicht an die Krankheit oder die erkrankte Person denkt und etwas Gutes für sich tut. Man muss ein Gefühl für die eigenen Möglichkeiten bekommen und wissen, wann die Ressourcen aufgebraucht sind, und vor allem, wie man die eigenen Batterien wieder aufladen kann (Bodenmann, 2022, S. 157).


Durch Mind-Body-Medizin (MBM) ­– Förderung der eigenen Gesundheit

Meist kümmern wir uns erst um unsere Gesundheit, wenn diese schon geschwächt ist. Vielen fehlt einfach die Zeit, sich um die eigenen Bedürfnisse zu kümmern. Egal ob in der Schule, in der Arbeit oder bei der Pflege unserer Angehörigen, wir müssen rund um die Uhr funktionieren. Ob man jedoch fit ist, hängt stark von den Belastungsfaktoren ab. Menschen haben aber die Fähigkeit zur Anpassung an ihre Umwelt durch Selbstregulation. Sich wahrzunehmen aktiviert die Fähigkeit einer „tiefen inneren Heilung“, erklärte schon der Achtsamkeits-Pionier Jon Kabat-Zinn (Dobos & Paul, 2019, S. 1). Man muss sich nur Zeit dafür nehmen.

Die Mind Body Medizin zielt auf die Entwicklung gesundheitsfördernder Haltungen und Verhaltensweisen im Alltag ab. Teile der MBM Methoden laut NIH (National Institutes of Health) sind Entspannungstechniken, Hypnose, Vorstellungsübungen, Meditation, Yoga, Tai-Chi, Qigong, kognitive-verhaltensbezogene Techniken, Gruppenunterstützung und Autogenes Training. In Essen wurde die MBM zum ersten Mal in Deutschland klinisch implementiert und seitdem intensiv erforscht. In Ergänzung zu den schon genannten Faktoren, werden nun auch Lebensstilaspekte einbezogen. Dazu gehören die Ernährung, die Spannungsregulation mit Atmung und das Bewegungsverhalten im Alltag, sowie naturheilkundlich basierte Strategien zur Selbstregulation und Selbsthilfe (Dobos & Paul, 2019, S. 8).

Zusammengefasst kann man sagen, dass die Mind Body Medizin uns dabei hilft, dass wir mehr auf unseren Körper hören, und uns Zeit gönnen um Körper, Geist und Seele zu entspannen. Oft bedarf es nur eines achtsamen und wertschätzenden Umgangs mit uns selbst, um zum Beispiel entzündliche Prozesse zu bremsen oder das Immunsystem seine Aufgabe machen zu lassen (Paul, 2021, S. 7).


Anwendung der Mind Body Medizin durch den „Tempel der Gesundheit“

Der Tempel der Gesundheit ist ein visuelles Instrument, welches auf den Grundlagen der Mind Body Medizin entstanden ist. Er sieht aus wie ein Tempel und symbolisiert, wie einzelne Lebensbereiche einander stützen und miteinander verflochten sind. Er zeigt, welche Bereiche gut laufen und wo es „Baustellen“ gibt. Je mehr Baustellen es gibt, desto instabiler wird der Tempel. Der Tempel repräsentiert unsere Gesundheit, und somit bedeuten viele Baustellen auch, dass man nicht gesund ist (Paul, 2019, S. 10). Mehr Informationen zum Tempel der Gesundheit findest du in meinem Blogpost darüber: https://www.psychologie-gesundheit.com/post/mind-body-medicine-der-weg-zur-gesundheitspsychologischen-lebensstiländerung


Falls du dich in der Situation befindest, dass deine Partnerin/dein Partner oder eine dir nahestehende Person schwer erkrankt ist, melde dich gerne bei mir und zusammen fördern wir dein Wohlbefinden für eine Krankheitsbewältigung als Team.


Literaturquellen:

  • Bodenmann, G. (2022). Schatten über der Partnerschaft. Wie Paare Depressionen gemeinsam bewältigen können. Bern: Hogrefe Verlag.

  • Günther, M. & Sterr, A. (2021). Durch die Krise begleiten. Rat und Hilfe für Angehörige von Menschen in seelischen Ausnahmesituationen. München: PAL Verlagsgesellschaft mbH.

  • Dobos, G. & Paul, A. (2019). Mind-Body-Medizin. Integrative Konzepte zur Ressourcenstärkung und Lebensstiländerung. Deutschland: Elsevier GmbH.

  • Paul, A. (2021). Hallo Körper, du kannst das! Das 6 Wochen Booster Programm für starke Selbstheilungskräfte.München: Gräfe und Unzer Verlag.


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