Wie Achtsamkeitstrainings für Kinder deren Zukunft positiv beeinflussen können
Stress, ein Gefühl das die meisten Erwachsenen nur allzu gut kennen. Man ist nicht mehr in Balance, fühlt sich unwohl, die Produktivität nimmt ab und die Konzentration lässt auch nach. Doch gerade in stressigen Momenten sollten wir voll und ganz da sein und unserer Wissen und unsere Ressourcen abrufbereit haben.
In meiner psychologischen Beratung kommen immer wieder Menschen auf der Suche nach Coping-Strategien zu mir, um ein „Mittel“ gegen stressige Zeiten und belastende Momente zu finden. Doch es gibt keine schnelle Lösung von aussen in Form einer „Anti-Stress-Spritze“ oder ein Heilmittel, das bei jeder/jedem hilft. Stress und das Empfinden für Stress sind so individuell wie wir Menschen. Des Weiteren ist es keine ansteckende Grippe, sondern jede und jeder ist für ihren/seinen Stress selbst verantwortlich – getreu dem Motto „was den einen stresst, juckt die andere nicht einmal“.Daher ist es naheliegend, dass wir selbst lernen müssen, wie wir unsere innere Balance auch in schwierigen Lagen fördern können und Ruhe bewahren. Und wie bei Fremdsprachen ist es auch in der Achtsamkeit – als Methode zur Förderung der inneren Balance – ratsam, früh mit dem Praktizierung anzufangen.
Auch Kinder sind gestresst und zeigen körperliche Reaktionen wie beispielsweise schnellere Atmung, innere Unruhe und schnelleres Sprechen oder Stottern. Achtsamkeitsübungen sind einfach, brauchen kein Equipment und helfen – bei regelmässigem Training –, dass wir uns selbst beruhigen können. Das ist für Kinder nicht nur beim Heranwachsen unterstützend (Veränderungen/Emotionen in der Pubertät), sondern auch für das spätere Leben sehr sinnvoll. Egal ob bei Prüfungen, Präsentationen oder im Arbeits- und Privatleben, die Achtsamkeit unterstützt unseren inneren Prozess dabei, dass wir zur Ruhe gelangen.
Achtsamkeit bedeutet, im Hier und Jetzt zu sein – und zwar nicht nur körperlich, sondern auch mental. Das ist selbst für Kinder kein alltäglicher Zustand mehr, denn in unserer schnelllebigen Welt sind wir oft gedanklich schon zwei Schritte voraus oder grübeln über die Vergangenheit nach. Durch ein gezieltes Training lernen Kinder spielerisch, ihre Coping-Strategien gegen Stress und Unruhe zu stärken, und nehmen Übungen mit, die sie auch im erwachsenen Alter noch anwenden können. Die Vermittlung der Achtsamkeit liegt dabei nicht – wie bei Erwachsenen – auf der Psychoeducation , sondern auf dem persönlichen Entdecken der Ressourcen. Dabei teile ich das Gebiet der Achtsamkeit in 4 Kategorien ein, die anhand von Übungen kindgerecht vermittelt werden:
1. Atemübungen:
Oft ist weniger mehr. Das könnte auch das Motto beim richtigen Atmen sein. Es braucht keine verlängerte Ausatmung oder die Wechselatmung, um die Atmung regulieren zu können. Vielmehr geht es um darum, die Aufmerksamkeit auf das gleichmässige Einatmen und Ausatmen zu lenken. Auf die Atmung zu achten bedeutet auch nicht schneller oder lauter zu schnaufen. Ganz im Gegenteil! es geht um das ruhige, gleichmässige Atmen, eine einfache Technik, die vor allem bei Stress oder Angst unser inneres System beruhigt.
2. Dankbarkeit:
Die Lehre der Dankbarkeit ist ein Teil der positiven Psychologie. Anstatt darauf zu achten, was nicht funktioniert, wird die Aufmerksamkeit auf die positiven Dinge im Leben gelenkt.
Menschen, oft auch schon Kinder, tendieren dazu, dass negative Erlebnisse in ihren Gedanken präsenter sind als positive Erfahrungen. Durch die bewusste Wahrnehmung von Dingen, Situationen und Menschen, die einem Freude ins Leben bringen, nehmen wir den Alltag positiver wahr und gehen zufriedener durchs Leben. Anstatt Misserfolgen geben wir positiven Erinnerungen und Empfindungen mehr Platz in unseren Gedanken. Diese müssen nicht gross sein, denn Dankbarkeit beginnt bei den kleinen Dingen. In weiterer Folge sind die Dankbarkeit und das Empfinden für Positivität auch in belastenden Situationen fördernd für den Aufbau der Resilienz im weiteren Leben.
3. Achtsames Miteinander:
Menschen sind soziale Wesen, doch auch das Miteinander kann zu Missverständnissen führen. Wir können nicht in andere Personen hineinsehen – „wie geht es meinem Gegenüber?“, „wie nimmt mein Gegenüber mich wahr?“ –, aber wir können achtsamer miteinander umgehen und mehr auf unsere Empfindungen achten. Ein wichtiger Punkt, den Kinder schon lernen können, um später im Kontakt mit anderen Personen empathischer zu agieren und die Körpersprache besser lesen zu können.
4. Achtsames ICH – Selbstwert:
Was sind eigentlich meine Bedürfnisse? Was brauche ich, damit es mir körperlich und mental gut geht? Fragen, die auch für Erwachsene nicht einfach zu beantworten sind. Meist werden die Grundbedürfnisse wie Wasser, Nahrung und Schlaf genannt, aber dahinter steckt noch so viel mehr: Jedes Mal, wenn man Nein sagen möchte, aber es nicht kann, da man das Gegenüber nicht verletzten möchte. Die Momente, in denen die eigenen Grenzen nicht gewahrt werden und man sich unwohl fühlt. Die Zeitpunkte, wo die eigenen Bedürfnisse hintenangestellt werden. Dabei ist es für die innere Balance und die Ausgeglichenheit wichtig, dass wir unserer inneren Stimme und den damit verbundenen Bedürfnissen Gehör schenken.
Die Achtsamkeit hilft nicht nur Erwachsenen, sondern auch den jüngsten in unserer Gesellschaft. Grund genug, dass wir ihnen die Möglichkeit bieten sollten, den Moment im „Hier und Jetzt“ stärker wahrzunehmen und ihre inneren Stärken zu fördern. Egal ob im Einzelsetting oder gemeinsam in der Schulklasse. Kinder schaffen das, worin sich viele Erwachsene schwer tun: sie probieren gerne Neues aus.
Wenn Sie an näheren Informationen zu Achtsamkeitstrainings für Kinder und den Übungen dazu sowohl im Einzelsetting als auch in Gruppen interessiert sind, kontaktieren Sie mich gerne.
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