Ein kurzer Einblick in meine psychologische Beratung via Webcam
Kurz nachdem ich von Österreich in die Schweiz gezogen war, bekam ich eine Mandelentzündung. Gemäss den Regeln meiner Krankenversicherung rief ich bei der 24-Stunden-Hotline an, beschrieb meine Symptome und übermittelte online Fotos meines Rachens. Ich unterhielt mich mit Ärzten, und sogar das Rezept wurde mir telefonisch erklärt und per E-Mail zugeschickt. Mir wurde geholfen und ich musste dafür nicht einmal das Haus verlassen. Es war praktisch und widerspiegelte unsere Zeit, denn wir leben in einer digitalen Welt, deren Möglichkeiten wir zu unserem Vorteile nutzen sollten. Während uns das digitale Coaching hilft, bei gleicher Qualität aber weniger Zeitaufwand ein optimales Ergebnis zu erreichen, sollte man in der dadurch gewonnenen Zeit seine Freunde besser persönlich im Park statt online treffen. Ratschläge und Unterstützung kann man auch online ohne Rushhour-Stau und Wegzeit-Einplanung anbieten, doch Umarmungen von guten Freunden nicht.
Doch bevor wir jetzt näher auf das Thema "online Beratung" via Videotelefonat eingehen, lass uns kurz das Grundprinzip von psychologischer Beratung beleuchten: Der Mensch steht im Mittelpunkt. Es findet kein „Erfahrungsaustausch“ wie in der Familie oder unter Freunden statt, bei dem dein Gegenüber auf das von dir vorgebrachte Anliegen mit "das ist bei mir genauso", oder "das habe ich damals auch schon erlebt" antwortet und anstatt dir zuzuhören, nur noch von sich spricht. Nein, in der psychologischen Beratung geht es nur um dich und wie sich deine Situation für dich verbessern lässt!
Ich definiere meine Aufgaben in der psychologischen Beratung wie folgt:
Ich höre zu, bin wertfrei und lasse dich sprechen (getreu der Lehre des "Motivational Interviewing")
Ich biete dir Methoden an, mit denen du dich besser kennen lernst
Wir arbeiten an deinen Ressourcen, beispielsweise gegen Stress, schlechte Laune oder innere Unruhe
Wir definieren zusammen dein Ziel oder deine Ziele, auf die wir hinarbeiten
Du verlässt jede Session mit einem positiven Gefühl
Wie du merkst, ist so eine Coaching-Einheit aber auch stark von deiner Mitwirkung abhängig. Umso wichtiger ist es für mich, dass du dich wohl fühlst!
Stell dir folgende Situation vor: Die Strassenbahn hatte Verspätung und du kommst total gehetzt in meiner Praxis an. Der Praxisraum ist so gar nicht nach deinem Stil eingerichtet, und dann hast du vor kurzen gehört, dass Psychologen sehr auf die Körpersprache achten. Jetzt weisst du nicht, wie du „richtig“ sitzen sollst, ohne sofort vom Gegenüber eingeschätzt zu werden. Kurz, du fühlst dich unwohl!
Natürlich ist diese Darstellung etwas überspitzt beschrieben, aber stell dir vor, du kannst die Umgebung deiner Coaching Session selber bestimmen. Möglicherweise bevorzugst du es, in deinem selbsteingerichteten Zimmer die Session abzuhalten. Ohne Anfahrtsstress holst du dir bevor es losgeht noch eine Tasse Tee und zeigst durch deinen Hintergrund, wer du bist. Falls du deine Umgebung nicht zeigen willst, kannst du auf der online Plattform den Hintergrund auch ausblenden. All das lässt sich mit Online-Coaching machen!
Über die Kamera können wir unsere Gesichter und teilweise die Oberkörper sehen, aber ob du im Schneidersitz am Sessel sitzt oder die Beine überkreuzt hast, sieht niemand. Du kannst auch auf dem Bett sitzen, wenn es für dich bequemer ist. Durch das Teilen meines Bildschirms kann ich dir online Graphiken zeigen, und wir können zusammen Fragebögen ausfüllen. Davon abgesehen ist man oft lieber alleine in einem Raum, wenn man eine Atemübung ausführt oder für ein paar Sekunden inne hält. Und nicht zu vergessen, zieh an, was du willst und wie es für dich bequem ist - oben Business unten Jogginghose - du entscheidest!
Weiterführende Literatur zu diesem Thema:
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