top of page

Wohnen macht gesund

Autorenbild: Amelie-Marie HojasAmelie-Marie Hojas

Aktualisiert: 12. Sept. 2022

Was wird unter Wohn- und Architekturpsychologie verstanden?

 

Wir verbringen die meiste Zeit unseres Lebens in den eigenen vier Wänden. Unser Zuhause ist Rückzugsort, Partyfloor und Kurzurlaub in einem. Daher muss es sowohl Entspannungsecken, als auch genügend Platz für aktivierende Tätigkeiten bieten. Getreu den Mottos "Gute Grundrisse - gutes Leben" oder "Mache aus 4-Wänden dein Zuhause" beschäftigt sich die Wohn- und Architekturpsychologie mit dem Raumerleben, der Interaktion zwischen Mensch und Raum, und betrachtet die Architektur aus einer psychologischen, gesundheits-fördernden Sicht. Es gibt Wohnfaktoren, die unsere Gesundheit fördern und das allgemeine Wohlbefinden positiv beeinflussen. Jedoch können Räume und Architektur unbewusst auch negative Auswirkungen haben.


Es ist keine Neuigkeit, dass Wohnen unsere Gesundheit beeinflusst. Erste Überlegungen zur Gestaltung institutioneller Umwelten für kranke Menschen wurden in den 1950er Jahren in psychiatrischen Kliniken angestellt. In den 1970er Jahren konstatierten Rivlin & Wolf, dass die Umwelt im Bereich der Psychiatrie zwar als potenzieller Therapie-Bereich erkannt wurde, dass daraus aber kaum praktische Folgerungen gezogen wurden. Wiederum dreißig Jahre später gelangten Anthony & Watkins zu dem Schluss, dass die Beziehungen zwischen Gesundheitswesen und Architektur noch unterentwickelt seien. Nach wie vor würden sich Medizin und Klinische Psychologie auf die Diagnose und Therapie kranker Menschen konzentrieren, ohne sich viel um die Umgebungen zu kümmern, in denen diese Menschen krank geworden sind und wieder gesund werden wollen (Flade, 2008).


Themenbereich der Wohn- und Architekturpsychologie

Wie der Name schon verrät, vernetzt die Wohn- und Architekturpsychologie die Psychologie mit der Architektur. Das sind auf den ersten Blick sehr unterschiedliche Disziplinen, die aber eine große Rolle für ein gesundes Wohnen spielen (Reichl, 2014). Gesundheitsfördernde und humane Wohnumwelten sind ein Thema, welches in Zukunft noch präsenter sein wird. Drei Gründe dafür sind: die Sensibilisierung gegenüber krankmachenden Wohn- und Umwelteinflüssen, die fortschreitende Urbanisierung (Lärm, Reize) und die Mobilitätsanforderungen, welche sich durch weite Wege zwischen Wohn- und Arbeitsort zei- gen. Aus all diesen Gründen wachsen die Bedeutung eines Zuhauses als Ruheort und die Gestaltung einer gesundheitsfördernden Wohnumwelt weiter an. Herbert Reichl (2014) spricht weiter von Wohnbedürfnissen, die unsere Gesundheit fördern. Gesundheit ist ein Zustand optimalsten körperlichen, seelischen und sozialen Wohlbefindens. Dieses Wohlbefinden kann durch eine ergonomische Umweltgestaltung, funktionale Grundrisse, Vermeidung schädlicher Materialien und durch Lärmschutz gefördert werden. Ressourcen, um das Wohlbefinden und die Gesundheit zu fördern, sind anregende und ästhetische Qualitäten und die Möglichkeit sich die Wohnumwelt zu eigen zu machen. Unterschätzt wird auch das Bedürfnis nach Schönheit. Das Empfinden, in einer schönen Umgebung zu leben, hat positive Auswirkungen auf das Wohlbefinden und fördert einen guten Kontakt mit den Nachbarn. Nachbarschaft gedeiht in einer schönen Umgebung besser, da man sich dort für einen kurzen Austausch lieber aufhält. Auch Grünanlagen werden als schöner empfunden als Beton und Straßen. Dieses Ergebnis zeigt, dass Wohnen viel mehr Facetten hat, als nur das Haus selbst, denn auch die Umgebung spielt eine wichtige Rolle (Reichl, 2014). Entspannen wir uns nicht alle lieber im Grünen als in einer hektischen Großstadt mit Autolärm, schlechten Gerüchen und keiner begrünten Umwelt?


Wohnpsychologie, Amelie-Marie Hojas

Mehr Stress durch das Wohnumfeld

Bleiben wir beim gesundheitspsychologischem Thema Stress, der oft im Gegensatz zu Entspannung genannt wird. Wenn wir uns das Stressmodell von Lazarus ansehen (Jäger, 2001), dann sehen wir, dass Stress durch Umweltfaktoren entsteht. Das kann ein Streit mit einer Arbeitskollegin sein, eine Deadline für eine Abschlussarbeit, aber auch Muster in Räumen. Der Stress verstärkt sich, wenn die Einschätzung ergibt, dass man nicht in der Lage ist, etwas gegen die widrigen Bedingungen zu tun, und auch Anpassungsbemühungen kaum Wirkung zeigen. Eine solche Anpassungsreaktion wäre zum Beispiel die Neubewertung der Situation, indem man diese doch nicht so schlimm findet, wie man zunächst gedacht hat. Charakteristische Begleiterscheinungen von Stress sind emotionale, vegetative und hormonelle Reaktionen (Evans & Cohen, 1987, zitiert nach Flade, 2008). Optische Eindrücke (Muster in Räumen) können durch die Art des Reizmusters belasten und zu visuellem Stress führen. Solche Reizmuster sind zum Beispiel kleinteilige Streifenmuster, die Unbehagen und Kopfschmerzen auslösen können (Hellbrück & Fischer, 1999, zitiert nach Flade, 2008). Bei Kleidungsstücken oder in Räumen, die man nur für begrenzte Zeit ansieht, ist dies kaum problematisch, aber wenn man in so einem Raum zum Beispiel fünf Tage die Woche arbeitet, dann bedeutet das Dauerstress.


Wohn-und Architekturpsychologie – Einsatz in der Praxis

Ob man gerade ein Haus plant, in eine neue Wohnung umzieht, oder Teile der eigenen vier Wände umgestalten möchte: Die Wohn- und Architekturpsychologie unterstützt dabei, die bewussten und unbewussten Bedürfnisse bestmöglich umzusetzen. Durch die Reflexion des Wohnens wird die Wirkung von Gebäuden und deren Umgebung auf den Menschen verdeutlicht. Veränderungen im Eigenheim können nicht nur zu einem verbesserten Schlaf und zur Senkung des Stresslevels führen, sondern helfen auch bei Lebensstilveränderungen und der Optimierung deiner Gesundheit.

Wohn- und Architekturpsychologie

Wohnqualität ist Lebensqualität. Wenn die Lebenssituation mit dem Lebensraum übereinstimmt, fühlen wir uns wohl. Der Mensch wird als Ganzes betrachtet und seine Wohn-Bedürfnisse in den Mittelpunkt gestellt.

Du würdest auch gerne gesundheitsfördernd wohnen? Dann kontaktiere mich. Als ausgebildete Expertin der Wohn- und Architekturpsychologie helfe ich dir gerne weiter. Weitere Details findest du auch auf meiner Website unter „Wohn-und Architekturpsychologie“.


Literaturquellen:

  • Flade, A. (2008). Architektur – psychologisch betrachtet. Bern: Verlag Hans Huber.

  • Reichl, H. (2014). Humane Lebenswelten. Eine Psychologie des Wohnens und des

Planens.

  • Jäger, K. (2001). Überblick über die Stressforschung & das Stressmodell von Lazarus. München: Grin Verlag.

Comments


bottom of page